Geschichte

1. Etappe: Die KJS in Güstrow (1954 – 1972)

Das Sportgymnasium Schwerin ging aus einer Kinder- und Jugendsportschule (KJS) hervor, die in der DDR für die Ausbildung sportlich talentierter Kinder und Jugendlichen gegründet wurde. Der erste Stützpunkt der KJS war die 1938 errichtete Fritz-Reuter-Schule im Stadtteil Dettmannsdorf in Güstrow. Am 01.09.1954 begann der Unterricht an der KJS „Fritz Reuter“ in Güstrow. Anfangs wurde noch nach Sport- und Nichtsportklassen unterschieden, da die 7. und 8. Klassen und die Unterstufe der alten Schule weiterhin unterrichtet werden mussten. Zur Unterbringung der Schüler wurde in den Jahren 1954 und 1955 zunächst das Internat der John-Brinkmann-Oberschule am Domplatz mitgenutzt. Mit dem Aus- und Umbau eines Barockkomplexes in Güstrow-Bockhorst, in dem nun erstmalig die KJS-Schüler untergebracht werden konnten, wurde eine endgültige Lösung des Problems gefunden. In den 50er Jahren war noch keine Rede vom Leistungssport. Die schulische Ausbildung hatte Priorität. Unter diesen Voraussetzungen begann der Unterricht mit 260 Schüler in 9 Klassen (je zwei 5., 6. und 7. Klassen und je eine 8., 9. und 10. Klasse). 1958 erfolgte ein Umzug der KJS in die neue Domschule am Goetheplatz. Ende der 50er Jahre kam es nun zu einem Wandel der Strukturen. Es folgte der Anschluss der Sportschule an die Vereine/Sportclubs und der Leistungssport rückte ins Zentrum der Schule.

KJS wird Spezialschule (1960)

Das Ziel der KJS als Spezialschule war es ab 1960 leistungsstarken Nachwuchs für den Hochleistungssport auszubilden. Die Sportler wurden nun durch einen Eignungstest besser erfasst, die Weiterbildung von Trainern und Sportlern wurde umfangreicher und die Rahmentrainingspläne der Sportverbände standen jetzt im Vordergrund. Außerdem wurde eine Umschulung von Schülern ohne sportliche Perspektive vorgenommen.
Obwohl die KJS ab 1960 eine staatlich geförderte Spezialschule war, herrschten schlechte Trainingsbedingungen, u.a. zu kleine bzw. zu weit entfernte Hallen und ein schlechter Sportplatz.
1964 wird die KJS Güstrow eine „nachgeordnete“ Einrichtung der Abteilung Volksbildung beim Rat des Bezirks Schwerin, d.h. alle Schüler und Sportlehrer wurden Mitglieder des SC Traktor Schwerin. Dieser übernahm somit auch die sportliche Ausbildung von der BSG Güstrow. 1965 konnte die Förderung von Talenten mit der Einführung der Spartakiaden nochmals verbessert werden.
Im Juli 1973 zog die KJS unter anderem aus Gründen der Trainingsbedingungen und besserer Bindung zum Verein endgültig nach Schwerin um.

2. Etappe: Die KJS in Schwerin als Talentschmiede des DDR-Sports(1972 – 1990)

In Schwerin hatte man eine bessere Verbindung zu den Sportclubs und außerdem besaß Schwerin bessere Sportstätten als Güstrow. Die Sportarten an der KJS in Schwerin waren: Boxen, Leichtathletik, Volleyball und Segeln. Die Einschulung erfolgte für die Sportart Leichtathletik (Sprint, Lauf, Sprung) in der 7. Klasse und für die Sportarten Boxen, Volleyball, Segeln und Leichtathletik(Wurf) in der 8. Klasse. Die KJS besaß fachlich hervorragend ausgebildete Lehrer, Trainer und Erzieher. Außerdem war das Internat nun direkt am Schul- und Sportkomplex. Unter diesen sehr guten Voraussetzungen entwickelte sich Schwerin nach und nach zu einer Sporthochburg.

Entwicklung der Sportarten in Schwerin:

Volleyball:
– Sichtung nach großen Volleyballern/innen im ganzen Land
– Aufbau eines eigenen Wettkampfsystems in einigen Kreisen des Bezirks Schwerin
– Einführung von Spielanalyse im Nachwuchsbereich
– Nutzen von Videotechniken als Kriterien für Bewegungsabläufe
– Teilnahme an hochrangigen internationalen Wettkämpfen => Leistungsbeschleunigung
– Erfolge von Ehemaligen KJS Schüler/innen bei Olympischen Spielen und Europameisterschaften

Segeln:
– 1971 Einweihung des Segelzentrum am Franzosenweg
– Durchführung der Frühjahrsregatter
– Erfolge von Schweriner Seglern bei Welt- und Europameisterschaften

Boxen:
– 1973-1976 Durchbruch der Schweriner Boxer zur Weltspitze
– Medaillengewinne bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und bei Olympischen Spielen
– Ab 1973 „Internationale Schweriner Boxturnier“ mit Vereinsmannschaften (ab 1975 Juniorenauswahlmannschaften der Teilnehmerländer)
– 1982 Juniorenweltmeisterschaften in Schwerin.

Leichtathletik:
– Bildung von Klassen mit Sprintern und Läufern bzw. Springern und Werfern
– Sehr hohes sportliches Leistungsniveau bei Aufnahmetests
– Hervorragende Vorraussetzungen mit Lauf-, Wurf- und Mehrzweckhalle
– Medaillengewinne bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen
– Schweriner Weltrekordhalter: Ruth Fuchs (Sperrwurf), Jürgen Schult (Diskus) und Gerd Wessig (Hochsprung)

 3. Etappe: Die Entwicklung der Schule nach 1990 (1990 – 2004)

Durch die Wiedervereinigung war der Erhalt der Kinder- und Jugendsportschulen gefährdet. Am 05.04.1990 legten die Rostocker, Neubrandenburger und Schweriner Kinder- und Jugendsportschulen ein Konzept vor, in dem man vorschlug die KJS in Landessportschulen des zukünftigen Landes Mecklenburg-Vorpommern zu entwickeln. Der Unterrichtsplan sollte Vorrang vor der Planung der Trainingszeiten haben. Die KJS Schwerin wollte neben den Sportarten Boxen, Leichtathletik, Segeln und Volleyball nun auch die Sportarten Judo, Ringen, Rudern, Kanu und Handball aufnehmen. 1990 wurde der Landessportbund gegründet und man beschloss, dass die Kinder- und Jugendsportschulen bestehen bleiben müssen. Am 16.01.1991 wurde ein Antrag auf Bildung von Sportgymnasien gestellt. Am 04.06.1991 folgte dem eine Meldung: “Die KJS in Schwerin und die KJS in Neubrandenburg werden als Sportgymnasien, gegebenenfalls mit organisatorisch angeschlossenem Realschulteil, neu errichtet.”. Der Unterricht erfolgt nach den Regeln eines Gymnasiums und für die sportliche Förderung außerhalb der Schule sind die einzelnen Sportvereine verantwortlich. Die Trainer des SC Traktor Schwerin wurden nach der Auflösung des “Deutschen Turn- und Sportbundes” (05.12.1990) zum 31.12.1990 gekündigt.
In den Anfangsjahren des Sportgymnasiums gab es einige Probleme für die Schule, u. a. Abmeldung von Kindern, Eröffnung von vier weiteren Gymnasien in Schwerin, häufiger Wechsel des Lehrerkollegiums. Die mit Herrn Tischendorf und Herrn Rohmer neu berufene Schulleitung (26.06.1991) meisterte jedoch alle Probleme.
Am 17.01.1993 legte die Schule ein Ausbildungs- und Förderungskonzept vor und wurde in die Leistungssportkonzeption des “Deutschen Sport Bundes” und des “Landessportbundes“ mit eingebunden. Die Gründung des Schulfördervereins, der die sportliche Betätigung und Ausbildung der Schüler des Sportgymnasiums sowie dessen dauerhafte sportliche Ausrichtung unterstützt, erfolgte am 22.06.1992. Außerdem wurde 1992 der Realschulteil gegründet und durch den Beschluss, dass Gymnasien als Sport- oder Musikgymnasien gestaltet sein können, wurde eine Schulzeitstreckung auf 13 Jahre möglich. Trainer werden am Sportgymnasium nur unter der Vorraussetzung einer Trainerlizenz angestellt.
Am 09.07.1998 wird das Sportgymnasium Schwerin zur “Eliteschule des Sports” ernannt.

4. Etappe: Der Um- / Neubau

Das Schulgebäude war in die Jahre gekommen und benötigte bereits einen Containerbau um 4 Klassen zu versorgen. Das genügte dem Anspruch einer Eliteschule natürlich nicht. Das Schulgelände brauchte dringend eine Sanierung, Erweiterung und Umgestaltung. Die Stadt Schwerin und das Land Mecklenburg-Vorpommern stellten die Mittel für den Bau bereit, so dass im Sommer die Leitung für Architekten und Ingenieure ausgeschrieben werden konnte. 2001 wurde „Hartung & Partner“ beauftragt. Um sich nicht in Probleme zu verwickeln, sprach man früh mit dem Bauordnungsamt und ließ sich durch Schulleitung und Lehrerschaft anregen. Am 19.11.2001 wurde die Baugenehmigung erteilt. Man begann bereits am 10.12.2001 mit dem ersten Bauabschnitt, dem Erweiterungsbau. Der 2. Bauabschnitt, der Umbau des alten Schulgebäudes,  konnte schon in den Sommerferien 2002 begonnen werden. Dies hatte zur Folge, dass das gesamte Sportgymnasium für eineinhalb Jahre in die Albanschule auf den Großen Dreesch umziehen musste. Am 16.02.2004 zogen wieder alle Schüler und Lehrer in ihr neues Schulgebäude ein. Eine Besonderheit ist das Atrium. Es ist Pausenhalle, Kommunikationstreff und Ort für eine Vielzahl von Veranstaltungen (Oberstufenball, Sportlerehrung, Fremdsprachenabend). An dem Projekt Um- und Neubau waren ca. 50 Firmen beteiligt und das Projekt kostete ca. 6 Millionen Euro.